Seit nun mehr gut zehn Jahren reise ich sehr regelmäßig alleine und mittlerweile ist es das Normalste der Welt für mich geworden. Jedoch kenne ich sie auch noch, die Ängste, welche auf einen einprasseln, wenn man seinen ersten Solotrip plant. Jeder Alleinreisende hat sie zunächst – das ist völlig normal. Jedoch gilt auch hier: Übung macht den Meister. Und so bin ich mittlerweile absolut relaxed, wenn ich alleine ins Flugzeug oder in den Zug steige, um zu einem neuen Reiseziel aufzubrechen. Hier berichte ich euch über einige der größten Ängste vor dem Alleinereisen , die viele im Vorfeld haben und versuche sie euch zu nehmen, indem ich euch davon berichte, wie überflüssig sie doch eigentlich sind.
Einsamkeit
Ganz klar: Die größte Angst vieler Personen, die sich auf einen Solotrip begeben wollen, ist die potentielle Einsamkeit. Alleinsein und Einsamkeit werden gemeinhin oft gleichgesetzt – wer keine anderen Menschen um sich herum hat, der muss sich schrecklich einsam fühlen. Komischerweise geht es mir gar nicht so. Mit mir allein ist mir nie langweilig, ich kann komplett ich selbst sein, einfach das machen, was ich möchte. Also sieh es doch mal als Vorteil, als Chance. Wenn du mit einer anderen Person zusammen reist, so musst du ständig Kompromisse eingehen. Jetzt, als Alleinreisende, kannst du komplett das machen, wonach dir ist. Und vielleicht findest du auf deinem ersten Allein-Trip auch erst so wirklich raus, was das ist. Ich weiß einfach mittlerweile, dass typisches Sightseeing nicht mein Ding ist, Outdoor-Aktivitäten auch nicht. Gemächlich mag ich es. Mit viel Kaffee, einem Buch, Menschen beobachtend, im Pool schwimmend. Findet ihr langweilig? Da geht es tausend anderen Personen auch so, aber ich bin auf diese Art und Weise absolut glücklich auf meinen Reisen und empfinde dementsprechend keine Spur von Einsamkeit.
Alleinereisen – sich zurechtfinden
Ok, bei diesem Punkt kann ich die Angst der neuen Alleinreisenden nur teilweise entkräften. Wenn es etwas gibt, was ich als wirklich nervenzehrend empfinden kann, so ist es, dass ich mich an einem neuen Ort erstmal zurechtfinden muss. Damit meine ich nicht, dass ich herausfinden muss, wo sich der Pool in der Resortanlage befindet, sondern das System der Verkehrsmittel in einem fremden Land, das Strassenwirrwar einer neuen großen Stadt zu verstehen. Besonders wenn man die Sprache nicht spricht und auf eine ganze andere Kultur trifft, so kann dies schon eine Herausforderung sein. Aber auch die kann man natürlich bewältigen. Wenn ihr euch in diesem Bereich unsicher fühlt bevor ihr in die Reise startet, erkundigt euch im Vorfeld so gut wie möglich. Googelt, informiert euch in relevanten Facebook-Gruppen, hört euch im Bekanntenkreis um. Es ist auf jeden Fall sinnvoll im Vorfeld abzuklären, wie ich vom Flughafen zum Hotel komme, wie hoch in etwa beispielsweise der Taxipreis liegen darf, wie weit die Strecke ist.
Und weil ich es wirklich immer wieder als ziemlich mühselig empfinde mir allein das U-Bahnsystem einer fremden Großstadt anzueignen, buche ich, wenn ich als Alleinreisende unterwegs bin, zumeist auch eine zentrale Unterkunft, so dass ich viel fussläufig erreichen kann.
Essengehen
Ich kenne wirklich viele Personen für die es eine schreckliche Situation ist alleine in einem Restaurant zu sitzen, umringt von Pärchen und Freundesgruppen. Und auch für mich war es das mal. Soweit ich mich erinnern kann, war ich tatsächlich auch schon 27, als ich das erste Mal allein abends in ein Restaurant gegegangen bin. Ich hatte gerade ein Kurzpraktikum in London gemacht, bin durch die Stadt spaziert, bekam Hunger und setzte mich dann ziemlich spontan in ein Restaurant. Es war irgendwie komisch, so ganz alleine dort zu sein, doch ich habe es überlebt.
Heute gehört das alleine essengehen zu meinen leichtesten Übungen, da es absoluter Alltag für mich geworden ist. Ich habe aufgehört mir darüber Gedanken zu machen, was die Leute um mich herum über mich denken könnten – vermutlich nämlich einfach gar nichts. Und falls doch: so what?! Natürlich erleichtert das Smartphonezeitalter es auch etwas, sich beim Warten auf das Essen zu beschäftigen. Doch alles in allem bin ich wirklich zu einer passionierten Solo-Essensgängerin geworden. Selbst eine etwas seltsame Situation, die ich in einem Hotelrestaurant in Ägypten erlebt habe, lässt mich nur noch schmunzeln und ist zur witzigen Anekdote für mich geworden. Der Kellner fragte mich, ob ich einen Tisch für zwei möchte. “No, it’s only me” antwortete ich. Trotzdem stellte er mir zwei Gläser hin und ließ das zweite den ganzen Abend über beharrlich mir gegenüberstehen. Am zweiten Abend geschah wieder exakt das gleiche. Irgendwie ja fast rührselig.
Alleinereisen – Sicherheit
Ein weit verbreitetes Klischee ist, dass Alleinereisen gefährlich ist. Vielleicht mag das stimmen, wenn man einen Dschungeltrek plant oder einen mehrtägigen Wüstenritt. Auch würde ich vielleicht nicht empfehlen alleine um zwei Uhr nachts durch die Slums von Johannesburg zu marschieren. Jedoch solltet ihr dies sicher auch nicht zu zweit oder zu dritt tun. Nein, ganz im Ernst, ich vertrete sogar die These, dass das Reisen mit anderen teilweise gefährlicher sein kann als alleine. Ganz einfach weil man in Begleitung oft abgelenkter und fahrlässiger ist. Man plant oft im Vorfeld weniger, erkundigt sich nicht richtig, ist weniger auf der Hut. So wurde ich bisher ein einziges Mal auf einer meiner Reisen beklaut. Auf Bali gingt ich mit einer Freundin zusammen gegen 10 Uhr abends vom Essen nach Hause. Wir waren ins Gespräch vertieft, meine Tasche trug ich locker über der Schulter, zur Sraße hin. Da riss sie mir ein vorbeifahrender Mann auf einem Scooter plötzlich vom Arm. Und ja, ich bin mir fast sicher, dass mir dies alleine nicht passiert wäre, da ich meine Umgebung viel genauer beobachtet hätte und viel vorsichtiger gewesen wäre. Generell ist es aber natürlich sinnvoll, seine Wertsachen in einer Tasche zu tragen, die eng am Körper liegt und eben nicht einfach so weggerissen werden kann. Wie gut, dass Gürteltaschen wieder in sind und es mittlerweile viele schicke moderne Modelle gibt, z.B. die Pepe Jeans Bitmat Umhängetasche oder als Unisex-Modell die Eastpak Springer Gürteltasche .
Wozu ich euch allerdings schon rate, das ist immer jemanden zu Hause im Vorfeld darüber zu informieren, wo ihr euch aufhalten werdet. Zum Beispiel gebe ich immer meinem Vater die Namen der Hotels, damit einfach jemand weiß, wo ich bin, sollte doch etwas passieren. Es fühlt sich einfach sicherer an.
Alleinereisen – Lesestoff
Übrigens bin ich natürlich nicht die erste Alleinreisende und auch nicht die Erste, die darüber geschrieben hat. Zu dem Thema sind neben vielen Artikeln natürlich auch schon zahlreiche Bücher erschienen. Wenn ihr euch also ein bisschen mit interessantem Lesestoff auf euren Solotrip vorbereiten wollt, habe ich hier einige Empfehlungen für euch (könnt ihr direkt via Amazon bestellen).
Brave Girl: Alles, was du wissen musst, wenn du als Frau allein reist
Frauen Reisen Solo 2.0: Der Ratgeber für alleinreisende Frauen – und alle, die es werden wollen
Solotrip: Vom Glück des Alleinreisens
Die Kunst, allein zu reisen: …und bei sich selbst anzukommen
Film
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Moin! Ganz toller Beitrag. Ich habe auf meiner Seite (will jetzt hier aber nicht schamlos verlinken) auch schon einen Beitrag zu dem Thema geschrieben und bin bei meiner Recherche leider immer wieder auf “Alleinereisen macht Spaß, weil man nie alleine reist, weil man ständig Leute kennenlernt”-Texte gestoßen.
Als introvertierter Mensch möchte man aber eigentlich hören, wie es wirklich ist, alleine unterwegs zu sein. Ist nämlich gar nicht so schlimm, obwohl man natürlich bestimmte Dinge vorher bedenken sollte.
Danke daher für den Beitrag – hab ihn übrigens über Pinterest gefunden 🙂
Liebe Grüße
Danke dir. Ganz genau, mich nervt es auch immer, wenn es nur darum geht Leute kennenzulernen in den sogenannten Alleinreise-Artikeln. Das hat dann immer sowas verzweifeltes. Und es soll doch eigentlich genau das Gegenteil sein :). Ganz lieben Gruß
Hallo!
Ich reise auch gelegentlich alleine und teilweise stimmt es was du schreibst. Du vergißt nur den einzigen, größten Nachteil zu schreiben. Es gibt keine günstigen Einzelzimmer. man wird als Single abgezockt und das finde ich in der heutigen Zeit, wo es viele Singles gibt, eine Frechheit. Ich brauche kein riesiges Doppelzimmer, ich möchte aber auch keine Abstellkammer als Einzelzimmer.
Über dieses Thema sollte man schreiben, denn vielleicht wachen Hoteliers und Reiseveranstalter einmal auf, wie schwer sie einem das Reisen als Single machen, die kein Problem mit Alleine reisen haben.